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Taktlos Festival 2025
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Festival für grenzüberschreitende Musik
- Beginn
- Samstag 15. März 2025, 20h00
- www
- www.walcheturm.ch/agenda/taktlos-festival-2025/
- Ort/Lokal
- Kunstraum Walcheturm
- Details
- 20:00 Uhr Contagious
Sabine Ercklentz (Trumpet, Processing), Andrea Neumann (Inside Piano, prepared mixer), Mieko Suzuki (Electronics, turntables)
21:15 Uhr Roméo Poirier
Roméo Poirier, Electronics
22:15 Uhr Trio Heinz Herbert
Dominic Landolt (Guitar, fx), Ramon Landolt (Synthesizers, sampling), Mario Hänni (Drums, fx)
23:30 Uhr Authentically Plastic
Authentically Plastic, DJ, producer
Mit dem Trio Heinz Herbert übernimmt zum ersten Mal eine Band die Programmkuration des Taktlos Festivals. Da es bei Mario Hänni, Dominic Landolt und Ramon Landolt immer ums Ganze geht, war von Anfang an klar: Die Kuration sollte mehr beinhalten, als sich auf ein Thema oder Konzept zu einigen und anschliessend eine Auswahl von Musikschaffenden einzuladen. Vielmehr steht die Summe der Teile im Vordergrund. Das Festival ist als Gesamterlebnis gedacht, als Happening, das einen eigenen Kosmos erschafft. Damit knüpft das Trio Heinz Herbert unter anderem an seine Erfahrungen bei der 2015 erstmals durchgeführten Performance Week an, wo die Band eine Woche lang einen Ort bespielte, dabei jeden Abend neue Schwerpunkte setzte sowie mit Performances und Videokunst einen interdisziplinären Austausch pflegte. So geht es auch beim Taktlos 2025 darum, einen Rahmen und damit Raum zu schaffen für Experimente, die sonst im Alltag von Musikschaffenden zwischen Konzerttourneen, Studiozeit und Proben kaum Platz finden. Dem Austausch mit dem Publikum kommt dabei eine zentrale Rolle zu. Hierarchien und festgefahrene Strukturen werden aufgebrochen: Wann beginnt ein Konzert? Mit dem ersten gespielten Ton? Beim Betreten des Saals? Oder schon beim gemeinsamen Abendessen einige Stunden davor? Gewiss gibt es auch beim Taktlos 2025 eine Bühne, es gibt Konzerte, die zu einem bestimmten Zeitpunkt anfangen und mit Applaus beendet werden. Aber das, was davor, dazwischen und danach passiert, soll ebenso gefeiert werden.
Der Gesamtheit aller Konzerte kommt eine zentrale Bedeutung zu. Mit Visuals und architektonischen Interventionen wird ein szenografischer Bogen über das ganze Festival gespannt. In der Mitte des Geschehens gibt es eine Bar. Die Magie der einzelnen Konzerte soll in den Pausen und Übergängen zwischen den Acts weiterklingen, wobei der Freitag- und der Samstagabend mit DJ-Sets vollendet werden. Tanzen ist ausdrücklich erwünscht!
In einem «Sonic Room» ist eine Klanginstallation aufgebaut, zu der alle beteiligten Musiker*innen ein Klangfragment beigesteuert haben. Zudem wird der Raum an einem Tag von einer Multichannel-Soundinstallation der amerikanischen Klangkünstlerin Olivia Block bespielt.
Was das Publikum beim Taktlos 2025 erwartet, lässt sich vielleicht am besten mit einem von Sternbildern übersäten klaren Nachthimmel vergleichen: Verschiedenste Lichtgestalten der experimentellen Musik bringen ihre spielerische Energie auf die Bühne, die sich im Verlauf des Festivals mit den anderen Eindrücken zu einem Gesamtbild dessen verdichtet, was in der aktuellen Musik alles möglich ist.
Contagious
Sabine Ercklentz, Trumpet, Processing
Andrea Neumann, Inside Piano, prepared mixer
Mieko Suzuki, Electronics, turntables
Contagious verbindet experimentelle Avantgarde mit elektronischer Musik. Intensive Improvisationen verdichten sich dräuende Klangwolken und apokalyptisch wummernde Drones. Andrea Neumann wendet auf ihrem selbst entwickelten, transportablen Inside Piano Feedback-Prozesse auf einfache Klaviersaiten an und schickt sie manchmal weiter an Mieko Suzukis Processing Rig, die ihre eigenen vorher aufgenommenen Klänge und ihre Fähigkeiten an den Turntables einsetzt, während Sabine Ercklentz? Trompetensounds durch dasselbe Processing-System schiessen. Gemeinsam kommunizieren die drei Musikerinnen in kompositorischen Logiken und futuristischen Strukturen, in denen fragile Klangtexturen und -impulse monumental werden.
Roméo Poirier
Roméo Poirier, Electronics
Der in Brüssel lebende Musiker, Fotograf und Rettungsschwimmer Roméo Poirier macht elektro-akustische Musik, die sich oft auf das Element Wasser bezieht. Seine Debüt-EP war der Soundtrack zu vier von Poiriers Lieblingsschwimmbädern, die Nachfolge-EP eine Ode an acht griechische Strände und Hotel Nota (2020) eine Liebeserklärung an das Angeschwemmtsein an einem leeren Strand. Beim Album Living Room (2022) wiederum hat Poirier Sounds mittels Hydrophon in seiner Badewanne aufgenommen. Mit subaquatischen Fieldrecordings und Loops schafft er unaufdringliche Musik, die durchaus als ?Musique d?ameublement? (Eric Satie) funktionieren könnte und dennoch bei genauerem Hinhören immer wieder mit humorvollen Wendungen und ungewöhnlichen Klängen überrascht.
Trio Heinz Herbert
Dominic Landolt, Guitar, fx
Ramon Landolt, Synthesizers, sampling
Mario Hänni, Drums, fx
Seit über einer Dekade tüfteln Dominic Landolt (E-Gitarre), Ramon Landolt (Synthesizer) und Mario Hänni (Schlagzeug) an neuen Sounds und Klangkonstellationen. Die Energie und Wendigkeit einer Trio-Formation trifft auf höchste Experimentierfreude und eine fast schon naturwissenschaftliche Präzision in der Arbeit mit feinsten Klangelementen. Atomare Kohäsionskräfte verbinden scheinbare Gegensätze zu Klangwolken und hyperrealen Illusionen. Rhythmen industrieller Produktion werden bis ins Ekstatische beschleunigt, um sich plötzlich in eine ruhende Gestalt zu verwandeln. Die Fender Jazzmaster flickert und singt, der Kurzweil-Synthesizer setzt melancholische Akkorde in den Raum, das Schlagzeug umspielt sequenzierte Samples. Organisches trifft auf Synthetisches, Analoges auf Digitales, musikalische Abstraktion auf stimmungsvolle Nahbarkeit.
Authentically Plastic
Authentically Plastic, DJ, producer
Entgegen einem eurozentrischen Konzept des*der Künstler*in als allwissendem Genie verlässt sich Authentically Plastic verlässlich auf den Zufall als kreatives Prinzip. Der*die Musiker*in und DJ aus Kampala, Uganda, kombiniert sich polyrhythmisch aneinander reibende Beats und raue Sounds zu hypnotischen Tracks. Diese Mischung aus Gqom, Noise, Techno und ugandischen Rhythmen ist durchaus tanzbar, vermag aber auch eine unheimliche Mischung aus Begeisterung und Schrecken hervorzubringen. Mit dem feinen Gespür eine*r Architekt*in schafft Authentically Plastic cineastische Soundscapes voller Spannung, die zwischen Afrofuturismus und Dystopie mäandern. Innerhalb eines immer repressiveren politischen Systems handelt es sich dabei durchaus auch um queerfeministischen Aktivismus.
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